Ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem 35mm. Das Neue sollte ein schönes Bokeh haben und die Farben und Kontraste kräftig abbilden. Mit der Vorgabe für das Bokeh kommen nur Objektive mit großer Offenblende wie f1,4 oder f1,8 in Frage. In die engere Wahl kamen damit
- Sigma 35mm F1.4 DG HSM
- Carl Zeiss Distagon T 35mm f/1.4
- Nikon AF-S NIKKOR 35mm f/1.8G ED
- Nikon AF-S NIKKOR 35mm f/1.4G
DXOMark und Technik
DXOMark liefert eine Gegenüberstellung der technischen Daten. Ich möchte mich aber gar nicht so lange damit Aufhalten. Alle Objektive sind ohne Frage sehr gute Konstruktionen, die alle ein tolles Bokeh produzieren können. Ich spare mir mal die Diskussion über runde, sternförmige und eckige Lichtpunkte im Bokeh, weil dies für mich kein Qualitätsunterschied ist. Da hat schließlich jeder seine Vorlieben. In meiner persönlichen Wahrnehmung ergaben sich aber andere Unterschiede die mich zu einer Entscheidung führten.
Die Nikkore
Die beiden Nikkore sind klassische Vertreter des japanischen Premiumherstellers. Nikon hat aber einen eigenen Style die Farben abzubilden. Sie sind immer etwas „flauschig“ und wirken nicht so kräftig. Mir ist es auch noch nicht gelungen, das mit einer Bildbearbeitung signifikant zu ändern. Das ist kein Manko oder kann als negativer Punkt gewertet werden, nur hatte ich diese Farbgebung schon bei meinem 24-70mm. Nach einiger Überlegung schloss ich dann die Nikkore aus, da ich gerade bei den Farben was Neues wollte und mit den Beiden gegenüber dem 24-70 lediglich mehr Schärfe und Bokeh gewonnen hätte.
Nicht relevant war für mich die schlechtere chromatische Aberration der beiden Nikkore gegenüber dem Sigma und dem Zeiss laut DXOMark-Test. Krasse chromatische Aberration kann schon ganz schön nerven, dazu gehören die Beiden aber nicht. Was die Nikkore da an CAs produzieren konnte ich mit Lightroom oder Capture NX-D jederzeit beheben.
Das Sigma
Dann das Sigma. Scharf ist es ja und zur Not kann man den Autofokus auch noch nachträglich kalibrieren. Die Bilder haben auch eine nette Haptik, die durchaus interessant ist. Die Farben sind anders als beim Nikon, schon etwas kräftiger. Ohne Frage ein gutes Objektiv.
Der Vergleich mit dem Zeiss
Im Vergleich mit dem Zeiss gab es aber doch den einen oder anderen Unterschied. Laut DXOMARK ist das Sigma deutlich schärfer als das Zeiss. Dem kann ich aber nicht folgen. Schärfe definiert sich ja zum einem damit, wie sich Kanten an Objekten im Bild darstellen. Hierdrauf bezieht sich wohl der DXOMARK Test. Das menschliche Auge definiert Schärfe aber auch über die Kontraste von Hell und Dunkel bzw entsprechend der Komplementärfarben. In der Objektrandschärfe, war mein Eindruck, hatte das Sigma die Nase ganz leicht vorn. Was die Kontrastschärfe angeht gefiel mir das Zeiss deutlich besser. Insgesamt wirken die Bilder des Zeiss schon sehr scharf, genauso wie die des Sigmas.
Die Farbdarstellung beim Sigma ist, wie schon gesagt, interessant. Das Zeiss ist da aber meines Erachtens intensiver. Auch konnte ich in Lightroom mit den Zeissbildern bei der Farbe mehr spielen.
Dann fiel mir nach einer ganzen Reihe von Bildern noch die Schattenverläufe auf. Damit meine ich die Helligkeitsverläufe von dunklen zu hellen Bereichen. Das ist allerdings ein Punkt nach dem man schon sehr genau suchen muß. Erst bei entsprechenden Lichtverhältnissen oder im available Light Bereich fallen einem dort Unterschiede auf. Hier war das Zeiss meines Erachtens feiner und entwickelt dabei das etwas Besondere.
Zeiss oder Sigma
So jetzt stand ich da, was sollte ich tun. Zwischen Sigma und Zeiss liegen knapp 900 Euro. Die Vorteile in den Schattenverläufen des Zeiss sind zwar da, werden sich meines Erachtens aber nur bei Bildern mit hoher Punktdichte (300dpi) so richtig zeigen. Damit würde sich dieser Vorteil vielleicht bei FineArt Prints präsentieren, aber nicht bei einem Fotobuch von Blurb. Ja der kleine Farbvorteil war da, aber ist er mir das Wert. Autofokus gab es beim Zeiss auch nicht, was ich aber nicht so hoch bewerte. Ich bin keiner der Bilder ballert und auf alles drauf hält was sich bewegt. Da ist manuelles Fokussieren schon ok.
Ich entschied mich für das Zeiss. Qualität und Haptik in den Bildern ist mir wichtig, die besseren Schattenverläufe lassen neben dem Bokeh neue Gestaltungsmöglichkeiten zu und wenn ich Bilder auf FineArt Prints präsentiere, grenzt man sich schnell von anderen Fotografen ab.
Meiner Frau erzählte ich, dass dies eine Anschaffung für das Leben ist. Sie nickte dazu nachsichtig und bekam diesen „JaaJaa“ Gesichtsausdruck und ich durfte mir ein schönes Objektiv kaufen 😉
Links: McCurry, Streetfotografie, Rom
1 Kommentar
KommentierenCoole Geschichte! Schön erzählt! 🙂