Nikon Z Prime – Warum sie eine Enttäuschung sind !

Nikon Z Prime Objektive sollten doch eigentlich die Inkarnation des Objektivbaus darstellen. Was da aber bisher auf dem Markt ist, und was in der Roadmap angekündigt wird, packe ich ins Fach „Enttäuschung“. So wird das nichts mit dem Umstieg von DLSR auf Spiegellos.

Welche Prime Objektive braucht es

Für einen Fotografen wie mich braucht es ein 35mm, 50mm und 85mm. Vielleicht auch noch ein 28mm oder 105er, das ist aber letztendlich Geschmacksache. Mit diesen Brennweiten mache ich alles was so anfällt, von Streetfotografie, Familienfeiern bis zu Portrait.

Nikon hat mit Start der Z-Serie genau diese Brennweiten bedient und ein 35mm/f1.8, 50mm/f1.8 und 85mm/f1.8 auf dem Markt gebracht. Kompakt schmeicheln sie sich an die Z6, Z7 und bilden eine handliche Einheit.

Auf der DLSR Seite stehen die Goldringe 35mm/f1.4G, 58mm/f1.4G, 85mm/f1.4G und letztendlich das 105mm/1.4E. Die 4 Objektive zeichnen sich auch durch eine kompakte Bauweise aus und ergeben zusammen mit der Nikon D850/D780 eine Einheit mit Wohlfühlgarantie.

Nikon D850 Nikkor 58mm f1.4G Z6 Z7 Prime
Nikon D850 + Nikkor 58mm f1.4G

Die Bildqualität ist es

Das 35mm/f1.4G habe ich direkt gegen das neue Leica APO-Summicron-SL 35mm gestellt (hier der Blogeintrag). Nikkor und Leica sind in Punkto Bildqualität gleich auf, der Preis spricht dahingehend deutlich für das Nikon. Was ich damit sagen will, die Nikon Goldring-Reihe ist absolut State-of-the-Art und bedient immer noch, trotz ihres hohen Entwicklungsalters, höchste Ansprüche.

Bildqualität ist ein breites Feld, der Begriff wird sehr unterschiedlich interpretiert. Das ein modernes Objektiv scharf zeichnet, die Farben richtig darstellt und mit keiner signifikanten Randabschattung aufwartet ist eigentlich selbstverständlich. Jedes Objektiv was da Schwierigkeiten hat kann man als „Scherbe“ bezeichnen. Für mich bedeutet gute Bildqualität zum einen, daß es keine Scherbe ist und das die Schärfeebene klar gezeichnet wird. Dadurch entsteht offenblendig ein Effekt, der ein Objekt klar vom Hintergrund abzeichnet. Bilder wirken dadurch plastischer und deutlich interessanter.

Der Vergleich Nikon-Goldring zur f1.8-Reihe des Nikon-Z Systems viel dahingehend nicht so positiv aus. Die f1.8er sind genauso wenig eine Scherbe wie die Goldringe. Eine klare Schärfeebene sucht man dort aber vergebens. Kein Vergleich mit den Goldringen. Die Schärfeverläufe sind butterweich und geben dem ganzen Bild eine softe Haptik. Am Ende sind die f1,8er nichts Besonderes und vergleichbar mit den Zooms. Diese Primes brauche ich nicht und sind meines Erachtens mit einen Preis um die 800Euro überzahlt.

Falsche Produktstrategie bei Nikon Z Prime

Das ist sicher ein steile Überschrift, aber ich will es gerne Begründen.

Um in Punkto Schärfeebene auf einen guten Nenner zu kommen hat Nikon das Nikkor-Z 50mm f/1.2S rausgebracht. Dieses Objektiv ist definitiv keine Scherbe und tut bezüglich Schärfebene einen perfekten Job. Darüber hinaus verfügt es auch noch über tolle Microkontraste die auch noch das letzte aus den großen Kamerasensoren herausholen.

Soweit so gut, aber was soll ich mit einem solchem Klotz von 1090 Gramm in der Streetfotografie oder auf der Familienfeier? Riesig hängt es vor der kleinen Z7 und erdrückt das schnuckelige Gehäuse förmlich. Geht es nicht auch ein wenig kleiner? Von Handlichkeit kann keine Rede mehr sein.

Schaue ich auf die Nikkor-Z-Roadmap, so ist dort ein 85er f/1.2S angekündigt. Wenn das auch ein solcher Klotz wird sehe ich schwarz. Ein 35er oder 28er ist gar nicht angekündigt. Hoffentlich liegt das nicht daran, das für solche Objektive dann 2kg bestes Glas verbaut werden müssen. Oje, was soll das nur werden?

Dann nutze ich doch die Goldringe mit dem Adapter

Das scheint wohl die Idee von Nikon zu sein. Willst du die Goldring-Qualität an der Z, geht es nur mit dem Adapter. Sicher, funktional geht das, einen Vorteil kann ich aber nicht erkennen. Zusammen mit dem Adapter bekommt das ganze System das gleiche unbefriedigende Handling wie mit dem Nikkkor-Z 50mm f1.2S. Eine schöne, schnuckelige Kamera ist das alles nicht mehr.

Wünschen darf man sich doch was

Bei der Nikon Z Prime-Strategie von Nikon frage ich mich schon, ob ich überhaupt noch zur Zielgruppe gehöre. Mit ihrem Zoomset 14-24 / 24-70 / 70-200 hat Nikon sicher ein Alleinstellungsmerkmal und liefert Objektive mit sehr hoher Qualität. Ich habe diese Objektive auch mal genutzt. Bin mit meiner Art der Fotografie aber in der Zwischenzeit bei den Primes gelandet und möchte den Spaß damit nicht mehr missen.

Wenn ich also einen Wunschzettel schreiben darf, dann liebes Nikonteam, baut doch zum Z-System 3 schöne kompakte Primes, die eine Weiterentwicklung der Goldringe darstellen, an das Z-System passen und deutlich kompakter sind als die Z f1.2er Reihe. Meinetwegen haben sie dann auch nur eine Offenblende von f1.4.

Solange ihr da aber nichts habt, werde ich bei der D850 bleiben. Sollte diese tolle Kamera dann irgendwann ihren Geist aufgeben oder bezüglich Sensor nicht mehr State-of-the-Art sein, wird es eng für das Nikonsystem im Hause Fietz. Was Schade wäre, bin ich doch seit den 1980ern ein treuer Nikonos.

Weitere Links die meine Probleme mit dem NikonZ-System thematisieren

Warum ich die Nikon D850 nicht gegen eine Nikon Z7II tausche

Nikon Z6 – Mein erster First Touch

Die Probleme mit den 50mm von Nikon -> Teil1 / Teil 2

2 Kommentare

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Interessanter Artikel aber kann ich so gar nicht ganz bestätigen. Ich bin mit der Bauweise von 50mm, 20mm und 105mm MC super zufrieden.

Was ich schon beim Lesen des lesenswerten Eintrags über das 1,4/58mmG dachte: Es scheint aus Gründen der Physik nicht möglich zu sein, hochlichtstarke Linsen in hoher Qualität zu bauen, die unter 400g bleiben. Das 58ziger Nikkor ist so eins (380g), aber es ist eben nicht Spitze. Die Optik-Designer bauen nicht so schwere Dinger (das Sigma 1,4/40mm Art wiegt glaub‘ 1200g), bloß um uns zu ärgern. Die hohen Anforderungen der aktuellen Sensoren scheinen der Grund zu sein. (Bin kein Techniker.)

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