Rollei SL66 – Mit einer tollen Kamera durch Wald und Wiesen

Als Rollei die Rolleiflex SL66 auf dem Markt brachte schrieb man das Jahr 1966. Angekündigt als die „Super-Rolleiflex“ steht das SL für Single-Lens. Es war die Antwort auf die Hasselblad 500C, die seit 1957 der Rolleiflex TLR Konkurrenz machte, und verfügte über einen eingebauten Balgen und eine um jeweils 8° nach oben und unten schwenkbare Objektivstandarte. Schärfeebenenverlagerungen nach Scheimpflug waren dadurch auch mit einer kompakten Kamera im 6×6 Format möglich.

Wie ich zur Rolleiflex SL66 gekommen bin habe ich in einem anderem Blogeintrag geschrieben. Nach aufnahmen im Studio war es nun an der Zeit mit der Kamera einen echten Feldeinsatz zu wagen. Es galt der Frage nachzugehen wie man mit diesem Kameraklotz beim Spazierengehen einige vernünftige Bilder hinbekommt.

Die richtige Belichtung

Die Analogzeit war bezüglich Belichtung etwas einfacher. Je nach Wolkenlage und Sonnenstand entscheidet man sich für eine Blende und Verschlußzeit. Nach Gefühlt und Wellenschlag geht man dann in der Aufnahmesituation 1/2-1 Blendenstufe rauf oder runter. Das passt in der Regel zu 90%.

Ich wollte mit der Rolleiflex SL66 offenblendig arbeiten, darum kam bei Blende f2.8 eine Verschlußzeit von 1/125sec raus. Beziehungsweise manchmal 1/60sec oder 1/250sec.

Als Film nutzte ich den Kodak PORTRA 160.

Feldeinsatz

Rolleiflex SL66 Blume Grün
Bombenscharf und schönes Grün
Rollei SL66 Flaschen Offenblende
Schöne Tiefenschärfe mit Analoglook
Rollei Küche SL66
Tiefenschärfe bei Offenblende f2.8, dazu schwierige Lichtverhältnisse von Schwarz bis Weiß. Überall kann man noch Details erkennen, was für das 80mm Zeiss Objektiv spricht.

Besonderer Style durch den Rollei Lichtschacht

Die Bilder unterschieden sich auf den 2. und 3. Blick von den Aufnahmen die ich mit einer Sucherkamera mache. Es war aber nicht der analoge Style (den man vielleicht auch mit Photoshop hinbekommen kann) was besonders auffällt. Die Aufnahmeposition durch den Lichtschacht ist meines Erachtens der besondere Effekt. Die Aufnahmeebene ist immer auf Bauchhöhe und man nähert sich dem Objektiv somit von einer tieferen Ebene. Zieht man das durch eine Bildserie durch bekommt man sowas wie eine eigene Handschrift und setzt sich vom Allerlei ab. Je länger ich die Bildanalyse betrieb um so prägender fand ich diesen Effekt.

Rolleiflex SL66
Die Schärfenebene wird sehr schön freigestellt. Das können viele Objektive in der Qualität selbst heute noch nicht. Das gute alte Zeiss Planar war halt eine echte Granate.

Rollei warb ja mit der tieferen Aufnahmeposition für ihre Kamera. Nichts desto trotz ist dieser Effekt etwas aus meinem Bewusstsein verschwunden. Mit dem klappbarem Bildschirm der Nikon D850 kann man das aber auch hinbekommen. Ich werden das mit Sicherheit mal probieren. Wieder ein kleiner Lerneffekt, der mir sonst nicht in den Kopf gekommen wäre.

Was gab es beim Rollei SL66-Feldeinsatz noch zu lernen

Die Rolleiflex macht Spaß und es ist schon ein Erlebnis mit der Kamera durch Feld und Wiesen zu streifen. Es ist aber keine Kamera für die schnelle Aufnahme. Scharfstellen muß gerade offenblendig sehr akurat durchgeführt werden, sonst ist es halt nichts. Wie mit jeder Analogkamera fotografiert man auch mit der Rollei SL66 bewusster. Wenn man schon die Aufnahmeroutine startet soll ja auch was vernünftiges rauskommen. So kommt es, dass man sehr lange mit den Augen schaut ehe man die Kamera herausholt.

Schatten Rollei Rolleiflex SL66
Spannende Schatten lassen sich mit der Rolleiflex SL66 durchaus einfangen

Jede Aufnahme ist echte Arbeit. Mal eben ein schnelles Bild machen ist halt nicht. Erklingt dann aber dieses wunderbare Auslösegeräusch, hervorgerufen durch einen hochschwingenden Spiegel mit anschließender Schlitzverschlussbewegung, gibt es beim Fotografen ein kleines Hochgefühl was die ganze Mühe lohnt. Es ist halt eine andere Art der Fotografie……

Links

Wie ich zu der Rolleiflex SL66 gekommen bin findet ihr hier.

Mit der Rolleiflex ganz dich dran. Erste Gehversuche mit der SL66 im Studio

Wie die Rolleiflex 6002 in den Kameraschrank einzog

1 Kommentar

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Ein Einbeinstativ (zugleich auch als behelfsmäßiger Wanderstock verwendbar) ist bei Verwendung der SL66 eine enorme Hilfe. Bei Verwendung von schweren Wechselobjektiven (wie etwa dem monströs schweren früheren Zeiss Distagon 4.0/40 mm) gilt das ganz besonders. Bereits eine Ausrüstung mit einem Gehäuse und einem 50, 80 sowie 150 mm-Objektiv ist echtes Konditionstraining und man lässt Dinge wie zusätzliche Filmkassetten etc. nur allzu gerne zuhause (und meistens auch das zweite Wechselobjektiv). Immerhin hängt die Kamera dank der drehbaren Riemenösen mit dem Objektiv nach unten und lässt sich so erstaunlich gut tragen, die Ergebnisse sind hervorragend und Spass macht die Benutzung trotz der Schlepperei allemal

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