Die Analogfotografie liefert tolle Bilder, wenn es gelingt alle Parameter bei der Belichtung zu berücksichtigen. Was sind aber die Parameter und wie ermittelt man sie ?
Wie berechnet man die Belichtung
Für die Analogfotografie reicht es nicht aus nur mit einem Belichtungsmesser eine Belichtung zu ermitteln. Damit bekommt ihr zwar einen Basiswert der für die weitere Betrachtung schon mal schön ist. Einflußgrößen wie das chemische Verhalten eures Films (Schwarzschildverhalten), Lichtbrechungen im Lichtschacht eurer Kamera (Lichtextension) oder die Wirkung von Filtern habt ihr dann noch lange nicht berücksichtigt. Und ja, die Überschrift ist richtig, wenn ihr es besser machen wollt müsst ihr jetzt eure Schulkenntnisse zur Bruchrechnung aktivieren und den Bleistift spitzen (Ansonsten bleiben eure Bilder immer etwas unterbelichtet und mit wenig Kontrast).
Die Belichtung setzt sich aus den Parametern ISO, Blende und Verschlußzeit zusammen. ISO wird von eurem Film vorgegeben. Die Blende wählt ihr nach Kriterien wie Tiefenschärfe oder optimalen Einsatzbereich des Objektives. Um auf Basis der ISO und Blende den Basiswert für die Verschlußzeit zu ermitteln braucht ihr einen Belichtungsmesser.
Dann ermittelt ihr die Zuschläge Lensextension, Schwarzschild und Filter (wie ihr das macht findet ihr weiter unten). In unserem Beispiel ist der Basiswert der Verschlußzeit 1/50, der Zuschlag für die Lensextension 2.5 , für den Schwarzschild 1 und für den Filter 4. Alle Werte werden wie folgt miteinander multipliziert.
Wie ihr seht können die Zuschläge einen massiven Einfluß auf die notwendige Verschlußzeit haben. Hättet ihr nur die Verschlußzeit aus eurem Belichtungsmesser verwendet wäre eurer Bild gnadenlos unterbelichtet.
Mit ein wenig Übung werdet ihr schnell feststellen, dass die Berechnung recht einfach ist und eure Bildergebnisse deutlich verbessert. Nun aber zum Schlüssel des Erfolgs. Wie ermittelt ihr die Faktoren für Basiswert, Lensextension, Schwarzschild und Filter.
Ermittlung des Basiswerts
Dazu nutze ich mein Handy mit den Apps „Photometer“ oder „Light Meter“. Beide liefern vergleichbar und brauchbare Werte. Gerne könnt ihr auch einen richtigen Belichtungsmesser benutzen. Folgt man Anselm Adams, so soll man mit einem Spotmeter die notwendige Belichtung auf eine neutrale Graufläche ermitteln. Dies ist manchmal etwas schwierig und bei vielen Aufnahmen außerhalb des Studios nur schwer praktikabel.
Ich messe darum mit den beiden Apps mehrere Stellen des Bildes, vorzugsweise die Hellste, Dunkelste und eine Fläche die dem neutralem Grau am Nächsten kommt. Daraus bilde ich dann einen Mittelwert. Daraus mache ich aber keine Wissenschaft. Ist zum Beispiel für die hellste Stelle 1/100sec notwendig, für die dunkelste 1/30sec und für das mittlere Segment 1/80sec so wähle ich in der Regel einen Basiswert von 1/60sec um in die dunklen Stellen noch etwas Struktur zu bekommen.
Wie ermittle ich die Lensextension
Bei Laufboden- oder Fachkameras kann man sehr schön den Abstand zwischen Filmebene und Objektiv verändern. Je weiter man aber das Objektiv von der Filmebene weg bewegt umso weniger Licht kommt dort an. Um das zu kompensieren muß man länger belichten. Der Faktor für die Lensextension wird wieder über eine Formel ermittelt, die wie folgt lautet:
Der Faktor für Lensextension kann bei Fach- und Laufbodenkameras einen wesentlichen Einfluß haben. Berücksichtigt man ihn nicht können sich schnell Unterbelichtungen einstellen.
Bei Spiegelreflexkameras oder Mittelformatkameras ist die andere Bauart der Kameras zu bedenken. Die Verschiebung der Objektivachse findet dort ausschließlich über die Schärfeneinstellung statt. Hat man zb ein 100mm Teleobjektiv mit einem Laufweg der Entfernungseinstellung von 20mm, dann kann auch hier die notwendige Korrektur schnell Faktor 1,44 betragen. Verfügt eure Kamera über eine interne Belichtungsmessung, dann solltet ihr diese einfach halber auch benutzen. Die sind in der Regel so gebaut, dass die Lensextension automatisch mit berücksichtigt wird.
Schwarzschildfaktor
Analoges Filmmaterial reagiert auf Licht nicht linear. Je länger die Belichtung ist, umso weniger chemische Reaktion gibt es auf dem Film. Um diesem Problem entgegen zu wirken müssen sie länger belichten. Mit dem Schwarzschildfaktor läßt sich die notwendige längere Belichtung beziffern. Er ist von Filmtyp abhängig und muß den technischen Beschreibungen der Filme entnommen werden. Bei einigen Filmen ist er erst bei längeren Belichtungszeiten relevant (zb ADOX CHS 100II erst über 1sec, Ilford HP5plus ab 1/2 sec). Im Englischen hat der Faktor übrigens den schönen Namen „Reciprocity law failure“. Beispiele:
Hier einige nützliche Links die euch beim finden der entsprechenden Unterlagen helfen könnten:
Verlängerungsfaktor für Filter aus der Analogfotografie
Insbesondere dunkle Filter lassen weniger Licht durch. Manchmal will man diesen Effekt ja auch haben um mit längere Belichtungszeiten zu arbeiten. Um diesen Effekt zu berücksichtigen werden für Filter Verlängerungsfaktoren angegeben. Dieser Faktor muß in unserer Formel eingetragen werden.
Literaturtip Analogfotografie
Anselm Adams hat in seinen Büchern „The Camera“ und „The Negative“ alles erläutert was man zur Belichtung wissen muss. Wollt ihr in das Thema noch einmal richtig einsteigen, so findet ihr hier alles was es zu berichten gibt.
Analogfotografie hat sich für mich zu einer tollen Entdeckungsreise entwickelt. Wenn ihr mehr über diese Reise erfahren wollt, so findet ihr hier, hier, hier mehr.