APO-Ronar 360mm – Das „neue“ Pferd im Stall

APO-Ronar? Rodenstock? Da war doch was ?

Ist meine Objektivsammlung im Großformat doch recht komplett, so fehlte mir immer noch ein Tele. Das Rodenstock APO-Ronar 360mm hatte schon bei mancher Vorauswahl gewonnen, nur eine Kaufgelegenheit gab es leider noch nicht. Das Frühjahr kam und eine Angebotsverfolgung in der Bucht zuckte am Bildschirm auf. Von ehemals 550 Euro war der Preis nach wiederholter Reduzierung bei 300 Euro gelandet. Mmh, so der Gedanke, bei 250Euro bin ich dabei, braucht es doch schließlich noch ein Compur#3-Lensboard für die Linhof. Der Verkäufer wollte das Ding wohl los werden und ließ sich auf den Deal ein. Warten macht manchmal Sinn, der richtige Augenblick war nun gekommen. Dazu ist das Objektiv nebst Verschluß in einem perfekten Zustand, so kann es auch mal gehen…..

Rodenstock APO Ronar 360mm

APO-Ronare von Rodenstock

Es gibt 2 Serien der APO-Ronare von Rodenstock. Ursprünglich wurden die Objektive ohne Verschluß hergestellt. Diese Modelle werden teilweise sehr günstig angeboten. Plant man jedoch einen Umbau kann das schnell richtig teuer werden. Hier ein Link mit dem ihr euch einen Überblick über diese Objektive verschaffen könnt -> hier.

Für mich kam nur ein neueres Modell mit Compur-Verschluß in Frage. Das Rodenstock APO-Ronar 360mm ist für seine hohe optische Qualität und Farbtreue bekannt. Auch wenn es häufig als Reproduktionsobjektiv beschrieben wird, lässt es sich problemlos für Landschafts- und Architekturaufnahmen sowie für Studiofotografie einsetzen.

Das APO-RONAR wurde für einen Abbildungsmaßstab von 1:1 gerechnet, seine Abbildungsqualität bleibt aber auch bei starken Vergrößerungen oder Verkleinerungen weitgehend erhalten. Hier die MTF Kurven eines APO-Ronars 240mm für 1:1 und 1:20, die für ein Objektiv was ca. 50 Jahre alt ist, schwer beeindruckend sind.

Die APO-Ronare waren früher richtig teure Objektive. In einem Katalog von B&W aus den 1980er Jahren kostete ein Rodenstock APO-RONAR 360mm mit Compur#3 Verschluß stolze 1500 DM, was so ungefähr 15% des Kaufpreises eines VW Golfs entsprach.

Dazu ist das Ding ein echter Klotz. Es ist zwar recht kurz, durch den mächtigen Compur #3 Verschluß wirkt es aber richtig bauchig. Das Gewicht ist der wirkliche Hammer. Mein Exemplar bringt stolze 850 Gramm auf die Waage, was die Linhof Technika schon ein wenig ätzen lässt.

APO RONAR Linhof Technika
APO-Ronar 360mm an der Linhof Technika

Wenn ihr euch Beispielbilder im WWW anseht, dann sind diese manchmal etwas unscharf. Wer genauer hinschaut wird merken das es sich häufig um Verwacklungen handelt. Bei der langen Brennweite und dem langem Auszug an der Linhof Technika braucht es schon eine sehr stabile Stativeinheit um das zu vermeiden. Hier zu sparen wird der Leistungsfähigkeit des Objektives nicht gerecht.

APO-Ronar 360mm und die Linhof Technika

Auch die alten Linhof-Kataloge weisen das Apo-Ronar nur als Reproduktionsobjektiv aus, was meines Erachtens eine leichte Verengung ist. Landschaft-/Architekturfotografie ist ohne Probleme möglich.

Bei Portrait- und Nahaufnahmen wird es allerdings eng. Hier kommt die Linhof Technika IV an ihre Grenzen. Der Auszug endet bei ca 400mm, da ist mit dem APO-Ronar 360mm im Bereich von unter 4 Meter Abstand kaum scharfzustellen. Alles darüber funktioniert allerdings wunderbar und zwar scharf, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Apo-Ronar 360mm muß zum Transport bei der Linhof Technika demontiert werden. Also, reinschieben und Klappe zu, geht leider nicht. Dafür trägt der Compur#3 Verschluß doch etwas zu fett auf.

Apropos Compur#3, ja er passt mit einem Linhof Lensboard auf die Kamera. Alles ist sehr eng und geht nicht so flüssig wie vielleicht mit einem kleinem Apo-Symmar 150mm/Compur#1. Ein wenig fummeln ist da immer notwendig.

Dann die Frage: Auslösen ohne Drahtauslöser? Kann man probieren, das Risiko für Verwacklung ist aber immens. Die Linhof komplett ausgefahren, hinten mit dem Gehäuse und vorne mit dem APO-Ronar-Klotz, da schwingt es schon ganz gerne. Gerade bei langen Belichtungszeiten ist das eigentlich nicht zu empfehlen. Der Einsatz eines schönen, langen Drahtauslöser kann sich schnell als qualitätssteigernde Maßnahme herausbilden.

Zu guter Letzt

Ein paar Bilder wird es natürlich auch geben, habt noch etwas Geduld.

Für alle die ein wenig mehr wissen wollen, hier ein paar Links mit nützlichen Informationen:

Rodenstock APO Ronar Prospekt mit allen wichtigen Daten

2 Jahre mit der Linhof Technika – Erfahrungsbericht

Die Firma Rodenstock ist auch heute noch im fotografischen Bereich unterwegs. Auf ihrer Homepage findet man so manche interessante Information, ein rumstöbern lohnt sich. Leider gibt es dort nichts über die alten APO-Ronare, trotzdem kann sich ein Besuch des Download-Centers lohnen. Hier der Link.

Auch wenn es nichts über den Zustand aussagt, das Alter von Rodenstock Objektiven ist ja sicher auch mal interessant. Nach einigem Rumstöbern ist mir dazu eine Liste in die Hände gefallen, den Link findet ihr hier. Mein Exemplar war demnach aus 1979, die goldenen 70er halt 😉

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